Rechte Räume

2019
Berlin, DE
Type:

ARCH+ 235: Rechte Räume – Bericht einer Europareise

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Rechte Räume

Credits
  • Project Leaders: Prof. Dr. Stephan Trüby,
Dr. Matteo Trentini, Philipp Krüpe
  • Team Studio Miessen: Markus Miessen, Berta Cusó, Zoë Ritts, Heejung Kim, Catarina Louza Brito
  • Der Projektbeitrag zum Walter- Benjamin-Platz wurde als Posterkampagne von Studio Miessen, Berlin, konzipiert

An investigation of the social, spatial, and material reality of right-wing populism.

As a contribution to the Rechte Räume research project devised by Stephan Trüby, Studio Miessen worked on a series of projects, which investigated the spatial reality of right-wing populism. One of these projects culminated in a poster campaign, which was spread over the inner-city districts of Berlin, dealing with the spatial politics of Walter-Benjamin-Platz. Another investigation culminated in the Sternberg Press publication Para-Platforms:

Para-Platforms investigates the social, spatial, and material reality of right-wing populism. Three case studies—presented in a symposium organized by Markus Miessen at the Gothenburg Design Festival in November 2017—form the core from which this collection of essays has grown: journalist Hannes Grassegger on Trump and Brexit; architectural theorist Stephan Trüby on spaces of right-wing extremism in Germany; and Christina Varvia on Forensic Architecture’s investigation of the murder of Halit Yozgat, a young German man of Turkish descent, at the hands of a far-right group in 2006. The presentations are reproduced along with the ensuing conversations with Miessen and the audience members.

An essay by anthropologist Mahmoud Keshavarz opens the book by discussing the capacity of design to create the conditions for certain politics. Among the other theoretical, artistic, and historical contributions, editor Zoë Ritts interviews artist Wolfgang Tillmans regarding his pro-EU poster series, the ongoing project truth study centre, and guest-edited volume What Is Different? The volume concludes with a comic by artist Liam Gillick animating a block of granite—culled from the Swedish quarry responsible for extracting the red granite intended for the Third Reich’s architectural ambitions—as the messiah of spatial and material politics.

 

ARCH+

Geradezu seismografisch scheint die Architektur Entwicklungen vorwegzunehmen, die wir gemeinhin mit dem Erstarken der Neuen Rechten in den letzten Jahren in Verbindung bringen, die jedoch so neu nicht ist, wie Stephan Trüby, der das Projekt „Rechte Räume“ initiiert hat, in seinem Grundlagenbeitrag herausarbeitet. Die architekturpolitische Ideologisierung mit der nationalkonservativen Wende der sogenannten Berlinischen Architektur, auf die ARCH+ bereits 1994 mit dem Heft Von Berlin nach Neuteutonia aufmerksam gemacht hat, geht der neurechten Entwicklung in der Gesellschaft Jahrzehnte voraus. Neu ist an der Neuen Rechten allenfalls die strategische und qualitative Veränderung, die den Rechtsextremismus normalisiert.

In ihrem Triumphzug führt die Neue Rechte als Beute die Baukultur als identitätspolitisches Programm mit. Damit dringt sie tief in die bürgerliche Mitte ein, schließlich ist niemand gleich rechts, nur weil er oder sie Rekonstruktionen schön findet. Deswegen war auch unser Aufruf zu einem Rekonstruktions-Watch im Sinne einer ideologischen Wachsamkeit gegenüber dem politischen Subtext solcher Projekte auf heftige Kritik gestoßen von Leuten, die sich nicht dem rechten Milieu zuordnen. Doch damit gehen sie den Rattenfängern auch schon auf dem Leim, die mit Begriffen wie „Schönheit“ und „europäische Stadt“ wirkungsvolle Nebelkerzen zünden. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass das nebulöse Label der europäischen Stadt von Anfang an anschlussfähig für das identitäre Programm der Neuen Rechten war.

Was tun? Die Aufgabe ist es, mit Walter Benjamin gesprochen, „die Geschichte gegen den Strich zu bürsten.“ Das ist das Ziel dieser Ausgabe.